Literatur-Empfehlungen

 

Wer auf der Suche nach musikalischen Zusammenhängen im Internet Antwort auf seine Fragen sucht, wird meistens fündig. Es braucht nicht viel Zeit, von der wir alle so wenig haben, um sich schlagwortbezogen über Begriffsdefinitionen zu informieren. Der Gehalt von Ergebnissen einer Internetrecherche musikalischer Belange ist allerdings abhängig von deren Komplexität. Daß die Lebensdaten eines Komponisten und die grundlegende Bedeutung seines Wirkens in einem Wikipedia-Artikel nicht zutreffend aufgeführt sind, ist ebenso unwahrscheinlich, wie eine Zuordnung der Dominante zur vierten Stufe einer Tonleiter im Gitarrenforum.

 

Angesichts der Tatsache allerdings, daß beispielsweise ein Internetvideo Wege zeigen will, in acht Minuten Klavierspielen zu lernen, sollten wir hier darüber nachdenken, aus welchen Quellen, die über die Lehre an unserer Musikschule hinausgehen, Erkenntnisse zu gewinnen sind.  Das Internet ist unbestrittenerweise unverzichtbar. Aber es kann nicht alles.

 

In zunächst noch sehr überschaubarem Umfang beginnen wir hier also eine Auflistung lesenswerter Bücher zu unterschiedlichen Feldern der Musiktheorie, Musikgeschichte und Musikwissenschaft. Zur Vermeidung von Mißverständnissen sei darauf hingewiesen, daß damit nicht etwa Werbung für bestimmte Musikverlage oder gar Bücherdienste betrieben werden soll. Die hier gegebenen Leseempfehlungen sind ausschließlich pädagogisch und wissenschaftlich intendiert.

 

Ein Tip an alle Schüler unseres Hauses: Bücher sind teuer! (Vor allem dann, wenn man nicht nur eines kauft.) Immer wieder lohnt sich eine Suche im ZVAB (Zentrales Verzeichnis antiquarischer Bücher), wo Buchantiquariate Literatur auf einer gut funktionierenden Internetplattform mit umfassender Suchfunktion anbieten. Daß unter Umständen auf unserer Seite vergriffene Bücher aufgeführt werden, ist nicht auszuschließen; dann ist eine Suche dort tatsächlich der empfohlene Weg zum gewünschten Werk.

 

Auf der Suche nach Notenmaterial hilft die Internetdatenbank IMSLP (International Music Score Library Project), in der eine anscheinend unerschöpfliche Fülle gemeinfreier (soll heißen: copyright-befreiter) Notenausgaben gesammelt wurden und kostenfrei abrufbar sind.

 

Musikgeschichte und Komponistenportraits

 

Wir spielen und hören ihre Musik. Wie haben sie gelebt; wie ihre Musik gedacht, gemeint und gestaltet?

 

Über die Komponisten, ihre Lebensumstände und ihr geschichtliches Umfeld ist viel geforscht und gearbeitet worden.

 

In einer eigenen Abteilung stellen wir Biographien und Werkbeschreibungen vor.

 

Musik Hören und Verstehen:

 

Dr. Ute Ringhandt: Chrashkurs Gehörbildung, Schott-Verlag Mainz 2018 (Buch mit CD)

 

In gut strukturiertem Aufbau bietet das Buch der Wiesbadener Musikwissenschaftlerin Zugänge zu unterschiedlichen Aspekten bewußten Hörens.

 

Vom Erkennen der Intervalle bis zu satztechnischen Modellen fließen hier unverkennbar jahrzehntelange Erfahrungen aus dem Unterricht mit Studenten in eine sehr gelungene Arbeit ein.

 

Harmonielehre/Tonsatz/Kontrapunkt:

 

Thomas Krämer: Harmonielehre im Selbststudium, Breitkopf&Härtel Wiesbaden 1995

 

Leseempfehlung für Einsteiger zur kursbegleitenden Lektüre. Umfassende Einführung; von den Grundlagen der Allgemeinen Musiklehre über Dreiklänge bis zu den Grundsätzen der Funktionstheorie.

 

Mit vielen Notenbeispielen und Aufgabenstellungen. Der Autor lehrte bis 2018 als Professor für Musiktheorie und Gehörbildung an der Hochschule für Musik Saar.

 

Thomas Krämer: Kontrapunkt in Selbststudium und Unterricht, Breitkopf&Härtel Wiesbaden 2015

 

Ein sehr umfangreiches Buch über polyphone Musik und ihre Entwicklung, detailliert und umfangreich dargestellt nach Epochen. Angesprochen sind hier fortgeschrittene Tonsetzer, die aus geduldiger und ausdauernder Lektüre großen Nutzen ziehen werden.

 

Dem Einsteiger wird sich der Begriff des im Titel genannten Selbststudiums nach einigen Kapiteln nicht ohne pädagogische Begleitung erschließen.

 

Michael Dachs/Paul Söhner: Harmonielehre, Kösel-Verlag München 1982

 

Der "Dachs-Söhner" gehört seit Jahrzehnten zur Standardliteratur für Einsteiger. Ausführliche Notenbeispiele und Aufgabenstellungen erlauben sorgfältig begleiteten Lernfortschritt.

 

Es ist kein "modernes" Buch, das hier vorliegt, es hat aber Generationen von Musikschülern gute Dienste geleistet.

 

Wer es studieren möchte, sollte wissen, daß hier nach der Stufentheorie unterrichtet wird. Funktionale Bezeichnung nach Riemann findet hier also nicht statt.

 

Wilhelm Maler: Beitrag zur durmolltonalen Harmonielehre, Leuckart München 1987

 

Ein für 90 Seiten sehr ausführliches Lehrbuch mit vielen Notenbeispielen und Übungen.

 

An der Funktionstheorie ausgerichtet kommt es passagenweise in einer - vom heutigen Standpunkt aus - vielleicht antiquiert wirkenden Ausdrucksweise daher.

 

Dennoch präzise erklärt Maler über mehrere Kapitel hinweg zielstrebig den Zugang zu harmonischem Verständnis und kadenzieller Syntax.

Musikalische Formbildung:

 

Clemens Kühn: Formenlehre, Bärenreiter Verlag Kassel 2018

 

 Ein umfassendes Werk zur Formenlehre hat der Dresdener Professor für Musiktheorie, Clemens Kühn, zum "Stiefkind der Musikwissenschaft" 1987 vorgelegt, in dessen Vorwort er scheibt: "Formenlehre hat keinen guten Ruf."  Weiter ist zu lesen: "Meistens ist es das Selbstverständliche, das staunen macht." Er will in seinem Buch musikalische Form als "fertige Gestalt eines Gedankens" erläutern. Es sei konzediert, daß das Studium dieses Buches Geduld und Selbstdisziplin zur Voraussetzung habe.

Was allerdings der "Analysepapst" der deutschen Musikwissenschaft hier zusammengetragen hat, scheint bisher keine vergleichbare Alternative erfahren zu haben und darf daher als Standardwerk angesehen werden.